III. Herbst – ein Gespräch in gedämpfter Stimme
Über das, was einst in voller Blüte stand und nun in Schönheit vergeht.
Die Zeit wird langsamer, das Licht wärmer.
Bald schon fegen nasse Winde durch die Gassen,
treiben letzte Blätter wie gestrandete Gedanken vor sich her.
Und der Regen schreibt seine stille Melancholie an die Scheiben.
Und da ist dieser unverwechselbare Geruch:
Feuchte Erde, Laub, Pilze, ein Hauch von Holzrauch.
Ein Duft wie ein Gedächtnis mild und tief.
Er steigt mir in die Nase wie eine leise Erinnerung an etwas, das ich nicht benennen muss, weil ich es längst in mir trage.
Im Duft von Laub und Erde liegt ein stiller Triumph. Je älter ich werde, desto vertrauter wird mir sein Wesen. Er kommt ohne Forderungen, ohne Versprechen. Er kommt mit einer Geste
des Rückzugs und bringt doch so viel Fülle mit sich.
Die erste Nebelschicht am Morgen, das gedämpfte Licht, der Wind, der sanft an den Fenstern zupft all das spricht nicht von einem Ende, sondern von einer Verlangsamung,
die mich einlädt, achtsamer zu werden.
Die Wälder brennen – rot, gelb, bernsteinfarben. Nicht trotz, sondern wegen des nahenden Abschieds.
Der Wind nimmt zu, die Tage verlieren sich in der Dämmerung.
Und in mir wächst eine stille Bereitschaft:
Wenn die Welt sich zurückzieht, öffnet sich der Raum für das Innere.
Der Herbst ist kein Abschied.
Er ist ein Gespräch in gedämpfter Stimme.
Ich beginne zu lauschen.
.
.
Reife spricht leise – oft im Rückzug.
Und im Verblühen zeigt sich, was wirklich leuchtet.
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