Belogen. Betrogen. Ge- und missbraucht. Ausgelacht. Mit Blicken gesteinigt. Zerrieben zwischen Fremdheit und Erwartung.
Verspottet. Verformt wie weiche Rinde. Zertreten in kalter Gewöhnung. Gedanken zersplittert, das Herz – ein zerknüllter Zettel. Man warf dich fort, sprach dich schuldig – weil du warst.
Verleugnet. Gestalkt durch Schattenworte, ausgeschieden wie nutzloser Staub. Ein Etikett auf deiner Stirn: minderwertig. Ein Lächeln wie ein Messer.
Und dann: Stille.
Geh in dich. Dort wo du nicht lügst. Dort bist du die Antwort.
🜂 II. Ubi incipis? (Wo du beginnst)
Dort, wo dein Atem nicht mehr flieht, wo das Schweigen warm wird, wie ein Mantel aus Erinnerung, beginnt etwas.
Kein Licht – noch nicht. Nur ein Schimmer, leise wie der Flügelschlag deines wahren Namens.
Die Wunde spricht in dir, aber du hörst zu, ohne Urteil, ohne Hast.
Du tastest durch die Asche deiner zersungenen Tage und findest: eine Glut.
Nicht vergessen. Nicht besiegt. Nur tief verborgen – unter dem Lärm der Welt.
Und aus dir selbst hebt sich ein Wort, ein neues, unverschmutztes, das dich meint.
Du richtest dich auf – nicht stolz, sondern aufrecht.
Und die Nacht hat deinen Namen nicht mehr im Griff.
🜃 III. Et in te (glaub in dir)
Du atmest dich zurück.
Nicht in das Alte, sondern in ein Selbst, das weinen darf und wächst.
Was du warst, steht noch im Buch der Schmerzen – doch du liest nicht mehr auf jeder Seite.
Deine Stimme zittert, aber sie gehört dir. Deine Schritte schwanken, doch sie sind eigen.
Du gehst nicht zurück – nicht fort – du gehst in dich.
Dort wo niemand dich verlässt. Dort wo deine Würde nicht verhandelbar ist.
Du trägst dein Licht nicht vor dir her – du leuchtest von innen.